Paraphrasen und Kopien

Eine offizielle Fälschung

Ende 2021 erhielt ich den Auftrag, die Fälschung des Gemäldes »Nafea faa ipoipo« von Paul Gauguin als Exponat für die Ausstellung „FAKE“ im Deutschen Hygienemuseum Dresden anzufertigen und dort vom 14. Mai 2022 bis zum 05. März 2023 zu sehen ist.

Das 1892 auf Tahiti entstandenen Gemälde erzielte 2015 den bis zu jenem Zeitpunkt höchsten Preis für ein Kunstwerk, es soll für 300 Millionen US-Dollar verkauft worden sein.

Foto der gerahmten Fälschung.
Die Fälschung mit patiniertem Rahmen.

Entstehungsphasen der Fälschung

Begleitender Thread bei Twitter

Am 04. Januar 2022 startete ich einen Thread mit Informationen zu Gauguin und seiner Maltechnik, zu seinem problematischen Selbstverständnis als Weißer aus dem Mutterland der kolonialisierten Südsee, zum Thema Fälschungen und zum Werk selbst mit zahlreichen Bildern und Zwischenzuständen.

 

Hier geht's zum Twitter-Thread

 

Screenshot vom Beginn des Twitter-Threads
Screenshot: Beginn des Twitter-Threads

Herrscher-Paraphrase

„Vom Lächerlichen zum Erhabenen ist nur ein Schritt“ untertiltete der Kunde selbst sein Auftragsgemälde »Nicolai Schwarz beim Überschreiten des Internets«, das ich 2018 umsetzte.

Foto des Gemäldes
»Nicolai Schwarz beim Überschreiten des Internets«, Öl auf Leinen, 2018
Jacques Louis David: "Bonaparte beim Überschreiten der Alpen am Großen Sankt Bernhard"

Wunsch und Vorgabe war die Paraphrase eines Herrscherporträts. Nach verschiedenen Vorschlägen fiel die Wahl auf eine der fünf Versionen des Bildes „Bonaparte beim Überschreiten der Alpen am Großen Sankt Bernhard“ von Jacques Louis David aus dem Jahr 1802 (Version im Schloss Versailles).

Nachdem der Auftraggeber für ein Fotoshooting in mein Atelier kam, beschäftigte er sich intensiv mit dem Motiv und kommunizierte sehr genau gewünschte Vorgaben der Modifizierungen, Änderungen und Ergänzungen aus verschiedenen Gebieten der Populärkultur. So finden sich Reminiszenzen und Anleihen aus Comics, SF-Literatur und Musik.

Die fertige Paraphrase nach David

Meine Arbeit bestand nicht nur darin, das Gemälde anzufertigen. Entscheidend für das Gelingen war es, die Vorgaben und Wünsche angemessen in das Motiv zu integrieren. Von Beginn an nutzte ich deshalb die Möglichkeiten der digitalen Bildverarbeitung. So entstand in enger Kommunikation mit dem Auftraggeber am Ende die finale Malvorlage als Bildmontage am Rechner.

Entstehungsphasen des Gemäldes


Albrecht Dürer Superstar

2018 erhielt ich vom ZDF/Bilderfest den Auftrag, für das Reenactment „Albrecht Dürer Superstar“ der ZDF-Reihe Terra X ein Bild von Dürers Selbstbildnis aus dem Jahr 1500 beizusteuern, dazu weitere Requisiten und als Kopist für Aufnahmen von Mal- und Zeichenprozessen zur Verfügung zu stehen.

Digitale Bildmontage, Endfassung

Zunächst war eine werkgerechte Gemäldekopie in einem späten Zwischenzustand des Originalgemäldes geplant. Diese aufwendige Arbeit hätte zu lange gedauert  und darüberhinaus das Budget weit überzogen. Schließlich wurde mein Vorschlag akzeptiert, eine digitale Montage aus der vorhandenen Infrarotreflektografie der Unterzeichnung und dem Endergebnis in mehreren Ebenen herzustellen. Das fertige Bild ließ ich auf eine Holzplatte drucken und versah es mit einem matten, transparenten Acryllack, damit es in Filmsequenzen übermalt werden konnte.

Impressionen vom Set

Gedreht wurden die Aufnahmen im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim.

Stills aus den Filmsequenzen der Dokumentation

In den kurzen Sequenzen, in denen gezeichnet, gemalt oder mit dem Federkiel geschrieben wird, sind meine Hand und die von mir bereitgestellten Requisiten des Mal- und Zeichenmaterials zu sehen.

 

„Albrecht Dürer Superstar“ ist hier in der ZDF-Mediathek.


Kopie: Porträt Ada Lovelace

Für die Ausstellung „Am Anfang war Ada. Frauen in der Computergeschichte“ im Heinz Nixdorf MuseumsForum in Paderborn erhielt ich 2015 den Auftrag für eine Kopie des Porträts von Ada Lovelace, das Margaret Sarah Carpenter im Jahr 1836 angefertigt hatte. Die Kopie hatte die Originalgröße mit den Bildmaßen 216 x 137 cm.

 

Ada Lovelace war eine Tochter des Dichters Lord Byron und entwickelte wichtige Grundlagen in der Zusammenarbeit mit dem Mathematiker Charles Babbage für die Rechenmaschine »Analytical Engine«. Das Originalgemälde ist Teil der UK Government Art Collection und hängt in 10 Downing Street, dem Regierungssitz der britischen Premiers.

 

Die Website zur Ausstellung ist hier zu finden.

Entstehungsphasen der Kopie