Ich arbeite als Konzeptkünstler. In meinen Arbeiten versuche ich, das Wesen und die Erscheinungsformen von Bildern als zweidimensionale Artefakte zu hinterfragen, konzeptuell zu erfassen und mit den Mitteln der Malerei und Fotografie zum Gegenstand meiner Projekte zu machen.
Der Artefakt-Charakter interessierte mich seit meinem ersten Ölbild im Jahr 1981. In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre begann ich mit der Umsetzung von Einzelmotiven in verschiedenen Maltechniken. Dieses Interesse führte mich in die Gemälderestaurierung und kurze Zeit später in meine langjährige Tätigkeit als Kopist.
Seit einigen Jahren verwende ich für meine Arbeiten ein unterschiedlich grobes Quadratraster, die meine Gemälde wie Pixelbilder erscheinen lassen. Diese Assoziation ist naheliegend und gewollt.
Sie passt zum Phänomen des digitalen Raumes, in dem wir die Mehrheit aller Bildphänomene wahrnehmen und rezipieren, die uns umgeben und in dem das Pixel die kleinste Einheit darstellt. Die
intuitive, ja fast automatische Assoziation ist auch deshalb interessant, weil sie belegt, wie sehr unsere Bildrezeption digital gedacht wird. Die Verpixelung als Akt der Veränderung ist
ebenfalls ein Phänomen der Digitalmoderne, sie steht für die Verschleierung und Unkenntlichmachung digitaler Bilder. Im Gegensatz zur Evidenz des unverpixelten, klaren Bildes hat das
Quadratraster somit eine Funktion der Egalisierung von Details, es reduziert ein Bild auf eine basale Wahrnehmungsebene, in der oft nur die grobe Komposition, Farbgebung und Kontrastverteilung
erkennbar bleiben.
Indem ich nach langwieriger Auswahl der geeigneten Bilder solche digital gerasterten und oft noch weiter verarbeiteten Motive abmale, unterwerfe ich mich als Maler dem Quadratraster, dieser von
jeglichem Gestus und Stilwollen der Malerei entfernteste Form der Sachlichkeit, sowie der nüchternen Logik eines Digitalisats, das keinen Malstil, keinen Pinselschwung, keinen Künstlergestus,
kein Heilsversprechen und keine Aura kennt. Ich male diese Bilder deshalb ab, weil es unter der Prämisse der Künstlerlogik absolut absurd ist.
Mit diesem Vorgehen stelle ich der Perfektion des digitalen Bildes meine Unzugänglichkeit als menschliches Subjekt entgegen im Bewusstsein, dass ich diese Perfektion im gemalten Bild niemals
erreichen kann und im Bewusstsein, während des gesamten Malprozesses ständig mit Ungenauigkeiten, Flüchtigkeitsfehlern und Farbabweichungen meines menschlichen Tuns konfrontiert zu sein – einem
Bewusstsein des stetigen Scheiterns.
Diesem Bewusstsein der menschlichen Unzugänglichkeit steht mit den neuen KI-Bildern nun eine ausschließlich rechenbasierte Operation der Bildgenese gegenüber, die – noch? – kein Bewusstsein
darüber hat, ob, wann und wo sie perfekt arbeitet oder Fehler macht. Auch bildgenerative KIs wissen nicht, was ein Bild ist, aber sie wissen nicht, dass sie es nicht wissen. Aus diesem Grund
bieten die KI-Bilder eine ideale neue Grundlage für meine Arbeit. Durch die Zuweisung als Rohmaterial gestehe ich ihnen eine Relevanz als Bestandteil meiner Arbeiten als Mensch und Künstler zu.
Sie erhalten einen eigenständigen Status innerhalb meines Werkprozesses, damit befreie ich sie auch aus der Debatte um die Zu- und Abschreibung als Kunst oder Nicht-Kunst.